Wir haben sehr gut geschlafen und nach einem reichhaltigen Frühstück in der Albergue machen wir uns auf den Weg. Der Himmel ist schwarz und aus der Ferne hören wir das Grollen von Donner . Kilometerweit zieht sich der Camino erst durch die Stadt und dann durch einen riesigen Park. Es beginnt leicht zu nieseln und unser Regenzeug muss mal wieder seine Dienste erfüllen. Kaum sind wir aus dem Park heraus, klart sich der Himmel auf und die ersten Sonnenstrahlen lassen unsere Regenponcos wieder im Rucksack verschwinden. In Navarette möchten wir gern eine Pause machen, vielleicht einen Cafe con Leche trinken. Gleich am Ortseingang befindet sich ein großes Cafe mit Terrasse und hier stapeln sich Pilger aller Nationen. Das ganze hört sich an wie auf einem Geflügelhof, jeder schreit mit seinem Nachbarn um die Wette. Wenn ich mir so manch einen der jungen Leute ( geschätzter Altersdurchschnitt 25 Jahre ) anschaue und sein Outfit betrachte, sehe ich eine Mischung aus John.-G. Rambo und einem Landstreicher.Vielleicht noch etwas Schlagermove. Na Ja ist doch jedem seine Sache. Aber hier ist es uns entschieden zu laut und wir ziehen weiter. Gegen Mittag kommen wir nach Ventosa. Schon weit vorher ist eine Bar ausgeschildert und jetzt freuen wir uns auf eine Pause und vielleicht eine kalte Coka. Schon von weitem hören wir den Lärm. Auch hier sieht es so aus, als seien wir in eine Strandparty ohne Strand geraten. Egal, wir erwischen noch einen freien Platz und beobachten das Treiben um uns herum. Da entdecken wir auch Rambo wieder . Seine ,,Kampfausrüstung,, ( unter Anderem ein Militär Rucksack mit kambodschanischer Flagge )hatte er abgelegt und versuchte mit seinen Fingern aus einer Dose irgendein Grünzeug an seinem verwilderten Bart vorbei zu schmuggeln. Das Ganze sah so ekelig aus, das mein Urselchen und ich die Flucht in die Zivilisation ergriffen.Am Stadtrand von Najera setzten wir uns vor eine Bar und genossen einen wunderbaren Frucht Smoothie. Wir hatten den einzigen Tisch draußen in Beschlag genommen und so konnten wir die Karawane der Pilger beobachten. Ob wohl jemand den eigentlichen Zweck dieses Weges kannte?
Egal, ich hatte mal wieder vorgebucht in der
Pension Calle Mayor direkt in der Altstadt an der Fußgängerzone und am Fluss Najerilla. Unser Zimmer war sehr groß mit einer noch größeren Terrasse. Nach dem Wäschewaschen setzten wir uns dort hin und genossen die Aussicht. Nebenbei machte ich unsere Schuhe etwas sauber auch die Sohlen und da sah ich unter Ulla's Schuh ein riesiges Loch. Was ist das ?? Das kann doch nicht sein !! Oh doch es war so, soll heißen, einer von uns braucht neue Schuhe und das bin nicht ich. Gleich drei Schuhgeschäft gibt es in unmittelbarer Nähe. Wir betraten das erste Geschäft und standen vor einem sehr langen Tresen und dahinter ein riesiges Regal mit Schuhkartons. An den Wänden hingen Bilder aus alten Zeiten. Schuhmacher mit Schürzen und alten Werkzeugen in den Händen vor alten Schildern.
Ein etwas gelangweilter älterer Mann betrat die Bühne und wir erklärten ihm, was wir suchten. Ah, oh, na ja ich glaube, ich habe da nichts passendes hmm. Ich zeigte auf die alten Bilder und erzählte ihm, das auch mein Vater ein Zapatero, ein Schuster war und da geschah etwas unglaubliches. Plötzlich explodierte dieser Mann förmlich. Mein Urselchen konnte kaum so schnell anprobieren, wie er neue Kartons vor ihr Aufstapelte. Glücklich erstanden wir ein neues Paar Wanderschuhe , natürlich zum Extra Preis und verabschiedeten uns auf das Herzlichste. Abends saßen wir noch lange in einem der Lokale am Fluss und mussten jeder für sich diesen Tag verarbeiten.
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